Chronik zum 125-jährigen Bestehen

Als erste Aufzeichnung aus der Frühgeschichte des Frohsinn liegt uns die fein säuberlich handgeschriebene, vom damaligen Bürgermeister Hein und dem königlich Bayerischen Bezirksamt Alzenau bestätigte Gründungsurkunde vor. Besonderes Interesse verdienen die bei der Gründung ausgearbeiteten Statuten, welchen in 24 Paragraphen die Zielsetzung der neuen Chorgemeinschaft dokumentieren. Grundtenor dieser Satzung: „Pflege des Gesangs und der Geselligkeit“. Wer den heutigen Frohsinn kennt, wird feststellen, dass die schon vor 125 Jahren erarbeiteten Grundsätze auch jetzt noch, ja mehr denn je, ihre volle Berechtigung haben.

Wer waren nun die Männer der ersten Jahre, die sich allwöchentlich bei Gastwirt Karl Sittinger unter der Leitung von Oberlehrer K. Kirchner der neuen Sache verschrieben? Wir aus den nachfolgenden Generationen kennen kaum noch ihre Namen. Wir müssen jedoch die Begeisterung und den überzeugenden Idealismus dieser zwar kleinen, aber munteren Schar fröhlicher Gesellen – so das Vokabular der ersten Niederschriften – bewundern. Trotzdem, auch sie standen sehr bald vor schwer zu lösenden Problemen. Wirtschaftliche Verhältnisse waren es insbesondere, welche eine 3jährige Gesangspause eintreten ließen. Doch schon ab 1906 fanden sich die Männer, diesmal unter der Stabführung von Lehrer Wechsler, erneut zusammen. Visit our site..

Umstände verschiedener Art führten bereits im Jahr 1907 zu einem Dirigentenwechsel. Neuer Chorleiter wurde Heinrich Bock, ein Mann, der mit seiner 40jährigen zielbewussten und konsequenten Arbeit die Voraussetzung schuf den Frohsinn zu dem zu machen, was er heute darstellt. Der Name dieses allseits beliebten und geachteten Mannes, eines Idealisten reinsten Wassers, war untrennbar mit der Entwicklung des Vereins verbunden.

Im Wollen zu gesanglichem Fortschritt und chorischer Leistung war der Verein bereit, strenge Disziplin zu wahren. Man fasste Beschlüsse, welche in der heutigen Zeit Erstaunen, vielleicht auch verständnisloses Lächeln auslösen. Aber hören wir selbst: Wer 1 oder 2mal unentschuldigt bei den Chorproben fehlte, hatte jeweils eine Geldbuße zu entrichten; wer zu spät kam, ebenfalls. Wer gar 3mal unentschuldigt fern blieb, musste mit seinem Ausschluss rechnen. Hand aufs Herz, welcher Verein könnte sich heute derart weitgehende Disziplinarmaßnahmen vorstellen? Die bei den Sängern und Sängerinnen zu erwartenden Reaktionen würden wahrscheinlich an den Grundfesten des Vereins rütteln.

Die ruhige aber stete Aufwärtsentwicklung des Frohsinn wurde jäh durch den ersten Weltkrieg unterbrochen. Der Tod von 3 Aktiven war zu beklagen.

Dann folgte ein bewegter Abschnitt der Vereinsgeschichte. Intensives Gesangstraining führte schon nach kurzer Zeit zu beachtlichem Können. Man wurde selbstsicher, war sich seiner eigenen Leistungen bewusst, beteiligte sich an Liedertagen, Freundschafts- und Wertungssingen und kehrte oft preisgekrönt nach Hause zurück. Davon zeugen noch heute zahlreiche Pokale, Urkunden und Plaketten, die im Halbdunkel des Notenschrankes vor sich hinschlummern. Ein Blick auf die der Chronik folgenden Aufstellungen zeigt dem Leser – mehr als es viele Worte vermögen – die Einsatzbereitschaft und den Leistungswillen des Chores.

Die Ereignisse des 2. Weltkrieges machten jedoch alle weiteren Pläne des Frohsinn illusorisch. Die Vereinsarbeit musste praktisch ruhen. Und auch in diesem Krieg hatte der Verein einen hohen Blutzoll zu entrichten.

Bemerkenswert ist jedoch die Begeisterung, mit der nach Kriegsende die aus der Gefangenschaft Heimgekehrten daran gingen, zusammen mit jungen, neu zum Verein stoßenden Sängern, den Frohsinn wieder aufzubauen und ihn unter Heinrich Bock erneut zu einem Klangkörper von Format zu machen. Zuvor allerdings hatte man den Segen der damaligen Militärregierung einzuholen.

Fortgeschrittenes Alter und angegriffene Gesundheit waren es, die Heinrich Bock im Jahre 1947 veranlassten, den Dirigentenstab in jüngere Hände zu legen. In Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste ernannte ihn der Verein zu seinem Ehrenchorleiter. Heinrich Bock blieb dem Frohsinn bis zu seinem Lebensende eng verbunden.

Mit der Verpflichtung von Josef Willems hatte der Verein – das darf man wohl mit Recht sagen – mehr als eine gute Hand. Josef Willems verstand es nicht nur, das Werk seines Vorgängers meisterhaft weiterzuführen, sondern darüber hinaus seine eigenen Vorstellungen über die Interpretation von Werken jedem Sänger verständlich zu machen und ihn so zu optimaler Leistung zu führen. Unter seiner Leitung war es dem Frohsinn möglich, auch schwierige Chöre der modernen Literatur mit beachtlichem Niveau vorzutragen.

1960 legte Josef Willems sein Amt nieder. Sein erfolgreiches Wirken veranlasste die Vereinsführung, auch ihn zum Ehrenchorleiter zu ernennen.

In dankenswerter Weise fand sich Oberlehrer Oskar Schneider bereit, vorübergehend die musikalische Leitung zu übernehmen. Seine Nachfolge trat Walter Pappert an, der den Frohsinn bis Ende des Jahres 1967 dirigierte. Walter Pappert, ein nicht nur im hiesigen Raum bekannter und anerkannter Mann vom Fach, hat den Frohsinn durch eine intensive und systematische gesangliche Schulung geradezu zu hoher Leistung herausgefordert.

Die Vereinsführung konnte sich glücklich schätzen, schon sehr bald mit Erich Peter Stein einen Dirigenten zu gewinnen, der mit großem Einfühlungsvermögen seine hervorragenden fachlichen und menschlichen Qualitäten dem Verein zur Verfügung stellte. Unter seiner Stabführung war es dem Frohsinn 1969 möglich, anlässlich seines 70jährigen Bestehens der Alzenauer Bevölkerung ein Jubiläumskonzert von besonderem Format zu bieten.


Für jeweils nur kurze Engagements konnten die Dirigenten Hans B. Ludwig, Karlheinz Wissel und Friedemann Kunder gewonnen werden, ehe im Jahr 1982 mit Gottfried Kärner wieder eine Kontinuität im Männerchor zu verzeichnen war.

Exakter Chorgesang und eine gute Interpretation waren seine Anforderungen. Mehrere vordere Platzierungen bei Chorwettbewerben waren der dankbare Lohn.

Gottfried Kärner war auch der Ideengeber zur Gründung des damaligen Jugendchores. Er wollte den jungen, sangeswilligen Männern eine weitere Plattform bieten. In dem damaligen Vorsitzenden Walter Trageser fand er ein offenes Ohr. Er war es auch, der gegen viele Widrigkeiten im reinen Männerchor kämpfen musste aber schlussendlich seine Vorstandsmitglieder überzeugen konnte dieses Wagnis einzugehen. Zu den ersten offiziellen Chorproben erschienen rund 45 Sängerinnen und Sänger, eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang.


Höhepunkte dieser Zeit waren die Teilnahme an der Feier zum 150-jährigen Bestehen des Frankfurter Hauptbahnhofs mit der Oper „Transgleiseriana“, sowie die Chorreise zum internationalen Chorwettbewerb auf Malta. Der Jugendchor wurde dort als bester deutscher Teilnehmer ausgezeichnet.

Des Weiteren veranstaltete der Verein das erste internationale Jugendchortreffen in Alzenau und Zellhausen.

1993 übernahm Musikdirektor Wolfgang Diefenbach die beiden Chöre des Frohsinn und trieb sie zu Höchstleistungen an. Gerade dem Jugendchor, der zum Jungen Chor wurde, wollte man einen neuen Anstrich verpassen. Die Literatur wandelte sich zu Rock, Pop und Jazz. Diefenbach verstand es, die Sängerinnen und Sänger mit immer neuen Ideen und Konzertprojekten zu begeistern.

Gemeinsam mit dem Männerchor und weiteren Ensembles wurde nach einer Idee des Dirigenten die Konzertreihe „Sound of Cinema“ geboren. An wechselnden Veranstaltungsorten mit wechselnden Orchestern wurden die bekanntesten Film- und Musicalmelodien aufgeführt.

Der Männerchor glänzte bei Konzerten mit den Hornisten des Wiesbadener Staatstheaters ebenso wie der Junge Chor bei seinen vielen Auftritten mit dem Landesjugendjazzorchester Hessen.

Höhepunkte unter Wolfgang Diefenbach waren die Konzertreise des Männerchores ins tschechische Brünn sowie die Teilnahme von „Sound Unlimited“, wie sich der Junge Chor jetzt nannte, beim Bayrischen Chorwettbewerb in Marktoberdorf. Hier wurde der 2.Platz und die Zulassung zum Deutschen Chorwettbewerb in Regensburg ersungen.

Im Jahr 1998 wurde das Ensemble als einer der zehn besten Jazzchöre Deutschlands ausgezeichnet.

Bis 2001 wirkte Musikdirektor Diefenbach erfolgreich im Verein und seinen beiden Chören.

Bei der Generalversammlung im selben Jahr übergab Walter Trageser das Vorstandszepter an Thorsten Gallus. Trageser wurde aufgrund seiner großen Verdienste um den Frohsinn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Unter seiner Führung wurde der Bau der vereinseigenen Halle in Angriff genommen und zum Abschluss gebracht.

Gleichzeitig startete Dr. Martin Trageser sein Engagement als Chorleiter und brachte gerade im Männerchor neue Impulse in die Chorprobenarbeit ein. Bei zwei Wettbewerben konnten die Männer unter seiner Leitung mit schwedischer Literatur glänzen.

Beide Chorgruppen nahmen an der Hessischen Landesgartenschau in Hanau beim Lichterkonzert im Schlosspark Wilhelmsruhe teil. Sound Unlimited glänzte mit Bachkantaten vor der Orangerie, der Männerchor begeisterte mit Silcher im Amphitheater. Erfolgreichste Veranstaltung in dieser Zeit war die Durchführung des zweiten internationalen Chorfestivals mit Ensembles aus Russland, Ungarn, Österreich, Frankreich und den Philippinen.

Nach dem Ausscheiden von Dr. Martin Trageser aus persönlichen Gründen übernahm im Januar 2004 der aus Bernbach stammende Alexander Franz den Dirigentenstab.

Er bereitete den Verein in den ersten acht Monaten seines Wirkens auf die bereits zugesagte und geplante Konzertreise nach Ungarn und Österreich vor. Bis heute schafft es Alexander Franz immer wieder den Verein mit neuen gesanglichen Ideen zu begeistern und zu motivieren. Durch ihn und das aktive Miteinander der Sängerinnen und Sänger konnte der Frohsinn fast jährlich mit abwechslungsreichen Konzerten an unzähligen Wirkungsstätten glänzen, wie z.B.

2005 All around the World in der Hahnenkammhalle Wasserlos

2008 Music from the stars mit der Neuen Philharmonie Frankfurt

2009 Konzertreise nach Thaon-les-Vosges, Frankreich

2010 Sound around unlimited im Rittersaal der Burg Alzenau

2011 Männerchor Total vokal in der TSV Halle

2012 Weihnachtskonzert mit Tenor Erkan Aki

2013 Uffschnitt und Xsang mit Duo Uffschnitt im Schlösschen Michelbach

2013 Jubiläumskonzert mit Jan Ammann zum 25-jährigen Bestehen von Sound Unlimited in der Räuschberghalle Hörstein

2014 10 für 10 Konzertreihe zum Dirigentenjubiläum von Alexander Franz

2014 Backgroundauftritt bei Foreigner in der Alten Oper Frankfurt

2015 Wandelkonzert Auf den Spuren Otto Meßmers mit Walter Scharwies

2015 mehrere Auftritte während der Gartenschau in Alzenau

2017 Music Crossing mit der Bigband 17 M in der Räuschberghalle Hörstein

2018 Männerchor Total vokal 2.0 im Schlösschen Michelbach

2019 Ein Name, zwei Gesichter, drei Chöre Konzert in der Räuschberghalle Hörstein

2022 Notturno im Rittersaal der Burg Alzenau

2022 Wißt Ihr, wo ich gerne weil! , Männerchorkonzert im Schlösschen Michelbach

Der Frohsinn war und ist jedoch seit jeher nicht nur ein Wertbegriff für überdurchschnittliches gesangliches Können, sondern gleichermaßen auch ein Garant für Geselligkeit im besten Sinne. Das hat sich – und das ist das erstaunliche daran – trotz Wandel der Zeiten und neuer Generationen eigentlich bis heute erhalten. Und vielleicht ist es gerade die dem Frohsinn eigene Art, schöne Stunden zu feiern, die ihm immer wieder aus allen Schichten der Bevölkerung Sympathie zuteil werden lässt. Das bewiesen nicht zuletzt die alljährig unter anderem Motto wiederkehrenden Frohsinn-Faschingsbälle, die als eine der Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt anzusehen waren.

Auch an die Familienausflüge des Frohsinn, die zuweilen zwar strapaziös, immer aber in Harmonie und mit viel Spaß ablaufen, erinnern sich alle gern und freuen sich auf die noch Kommenden. Auch bei den heutigen Aktivenausflügen haben Spaß, Freude und Geselligkeit oberste Priorität.

Stellvertretend für diese Ausflüge seien insbesondere genannt:

Weinfest Veitshöchheim 1950

Schwarzwaldreise 1961

Bad Dürkheim 1966

Herrentour nach Nierstein/Rhein 1967

Männertour München 80er

Rom

Hamburg

Dresden 2001

Berlin 2008

Gardasee 2010

Südtirol 2013

Görlitz 2016

Wien 2019

Viel Anerkennung und Sympathie in der breiten Öffentlichkeit erwarb sich der Frohsinn, als er 1971 sein Können in den Dienst eines guten Zweckes stellte. Zusammen mit den ebenfalls von Erich Peter Stein geleiteten Chören aus Goldbach und Hösbach wurden sowohl in Alzenau als auch Aschaffenburg stark besuchte Konzerte veranstaltet, deren Reinerlös der „Lebenshilfe für geistig behinderte Kinder, Kreisvereinigung Alzenau e.V.“ zugute kam.

Bis heute werden mit besonderen Konzerten, wie z.B. dem alljährlich gut besuchten Benefiz-Weihnachtskonzert soziale Projekte finanziell unterstützt.

Die Feststellung, dass im Frohsinn ein guter Geist herrscht, ist mehr als nur ein flüchtig dahin geworfenes schönes Wort. Als zum Beispiel im Jahre 1969 die Anschaffung eines neuen Klavieres anstand, war es dem Verein dank der Spendenfreudigkeit seiner Mitglieder, die innerhalb eines Monats den stattlichen Betrag von rund 2.700,00 DM aufbrachten, möglich, das Vorhaben kurzfristig zu realisieren.

Im Jahr 2018 konnten wir Dank großzügiger Spenden unserer Mitglieder die Vereinsfahne aufwendig restaurieren lassen. Sie wurde im Rahmen eines  Festgottesdienstes unter Mitwirkung der Tonblüte Albstadt durch Diakon Ludwig Wallinger geweiht.

Und noch eines: Wenn von Frohsinn-Veranstaltungen die Rede ist, dürfen ganz gewiss nicht die eigentlich traditionellen vorweihnachtlichen Feiern in der TSV Halle vergessen werden, die sich heute zum alljährlichen Nikolausfeuer an der vereinseigenen Halle gewandelt haben.

Sicher können diese Aufzeichnungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Das ist nicht möglich und wohl auch kaum notwendig. Diese Zeilen sollen jedoch eine Brücke schlagen zu längst Vergangenem und fast schon Vergessenem aus der Frohsinn-Geschichte und schließlich hinüberleiten zu den Ereignissen der neueren Zeit.

Über die Bedeutung der Gesangvereine in der heutigen Zeit und die Situation der Chormusik sind zahllose Referate gehalten und Aufsätze verfasst worden. Im Besonderen die vergangenen drei Jahre haben an den Vereinen gezehrt. Corona hat die Verantwortlichen vor teils hohe Hürden gestellt und den Aktiven wurde einiges abverlangt. Während sich viele Vereine noch in der Wiedereinstiegsphase nach Corona befinden, feiern wir unser 125-jähriges Bestehen mit einem Festwochenende.

Bleibt als Resümee, dass der Verein weiterhin mit gesundem Optimismus in die Zukunft blickt.

s

Mehr Infos finden Sie in unserem Steckbrief

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